Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG 2025)

Das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) tritt am 28. Juni 2025 in Kraft und setzt die Europäische Barrierefreiheitsrichtlinie um. Ziel des Gesetzes ist es, die Teilhabe aller Menschen am Wirtschaftsleben zu ermöglichen, einschließlich Menschen mit Behinderungen, Älteren und digital Unerfahrenen. Die Bedeutung des BFSG für Unternehmen ist enorm, da es nicht nur öffentliche Einrichtungen, sondern auch private Unternehmen betrifft. Unternehmen müssen sicherstellen, dass ihre digitalen Angebote für alle zugänglich sind.

Für Unternehmen bedeutet dies, dass sie ihre digitalen Produkte und Dienstleistungen entsprechend anpassen müssen. Dies kann eine Herausforderung darstellen, bietet aber auch große Chancen. Barrierefreiheit führt zu einer besseren Nutzererfahrung, einer größeren Reichweite und kann das Google-Ranking verbessern. In diesem Blogbeitrag erfahrt ihr alles Wichtige über das BFSG 2025, die betroffenen Produkte und Dienstleistungen sowie die notwendigen Schritte zur Umsetzung. Zudem zeigen wir auf, welche Konsequenzen bei Nichteinhaltung drohen und welche Vorteile die Einhaltung des Gesetzes mit sich bringt.

Hintergrund und Ziele des BFSG

Das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) wurde im Juli 2021 verabschiedet und setzt den European Accessibility Act (EAA) in deutsches Recht um. Das Hauptziel des Gesetzes ist die Verbesserung der digitalen Teilhabe von Menschen mit Behinderungen. Es soll sicherstellen, dass digitale Produkte und Dienstleistungen für alle zugänglich sind. Dies ist ein wichtiger Schritt hin zu einer inklusiveren Gesellschaft, in der jeder die gleichen Möglichkeiten hat, am digitalen Leben teilzunehmen.

Die Umsetzung des BFSG erfordert von Unternehmen, dass sie ihre digitalen Angebote überprüfen und anpassen, um den neuen Anforderungen zu entsprechen. Dies betrifft eine Vielzahl von Produkten und Dienstleistungen, darunter Computer, Smartphones, E-Commerce-Plattformen und Bankdienstleistungen. Unternehmen müssen sicherstellen, dass ihre digitalen Inhalte wahrnehmbar, bedienbar, verständlich und robust sind. Dies bedeutet unter anderem, dass Websites und Apps so gestaltet sein müssen, dass sie von Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen genutzt werden können. Durch die Einhaltung dieser Standards wird nicht nur die Barrierefreiheit verbessert, sondern auch das Nutzererlebnis für alle Kunden.

Ein Vergleich mit ähnlichen Gesetzen in anderen Ländern zeigt, dass der Americans with Disabilities Act (ADA) in den USA und das Equality Act im Vereinigten Königreich ebenfalls hohe Standards für die digitale Barrierefreiheit setzen. Diese internationalen Vergleiche verdeutlichen die Notwendigkeit und den globalen Trend zur Verbesserung der digitalen Inklusion.

Anwendungsbereich des BFSG

Das BFSG betrifft eine breite Palette an Produkten und Dienstleistungen, die im digitalen Zeitalter unerlässlich sind. Zu den betroffenen Produkten gehören:

  • Computer, Smartphones, Tablets, E-Book-Reader,  Smart-TVs, o.Ä.
  • Zahlungsterminals, Selbstbedienungsterminals

Diese Geräte müssen so gestaltet werden, dass sie für alle Menschen zugänglich sind, einschließlich Personen mit körperlichen, sensorischen oder kognitiven Einschränkungen. Dies bedeutet, dass beispielsweise Bildschirmlesegeräte unterstützt und Alternativtexte für Bilder bereitgestellt werden müssen.

Auch Dienstleistungen sind vom BFSG betroffen. Dies umfasst:

  • E-Commerce-Plattformen
  • Bankdienstleistungen
  • Telekommunikationsdienste
  • Personenbeförderungsdienste

Unternehmen, die diese Dienstleistungen anbieten, müssen sicherstellen, dass ihre digitalen Schnittstellen barrierefrei sind. Dies beinhaltet unter anderem die Anpassung von Websites und Apps, sodass sie für Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen nutzbar sind. Ziel ist es, eine inklusive digitale Umgebung zu schaffen, die allen Nutzern gleiche Zugangs- und Nutzungsmöglichkeiten bietet. Durch die Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben können Unternehmen nicht nur rechtliche Konsequenzen vermeiden, sondern auch ihre Kundenbasis erweitern und das Nutzererlebnis verbessern.

Wichtige Fristen und Stichtage

Das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) tritt offiziell am 28. Juni 2025 in Kraft. Unternehmen haben bis zu diesem Datum Zeit, ihre Produkte und Dienstleistungen den neuen Anforderungen anzupassen. Dies bedeutet, dass alle betroffenen digitalen Angebote bis dahin barrierefrei gestaltet sein müssen. Es ist wichtig, frühzeitig mit der Planung und Umsetzung zu beginnen, um den gesetzlichen Anforderungen gerecht zu werden und Sanktionen zu vermeiden.

Neben dem allgemeinen Inkrafttreten gibt es auch spezifische Übergangsfristen für verschiedene Dienstleistungen und Produkte:

  • Betreiber von Selbstbedienungsterminals haben eine Übergangsfrist von bis zu 15 Jahren, um ihre Geräte barrierefrei zu gestalten.
  • Für andere Dienstleistungen, wie digitale Bankdienstleistungen, gilt eine kürzere Übergangsfrist von fünf Jahren.

Diese Fristen sollen sicherstellen, dass Unternehmen ausreichend Zeit haben, die technischen und finanziellen Herausforderungen zu bewältigen, die mit der Umsetzung der Barrierefreiheit verbunden sind. Unternehmen sollten die spezifischen Fristen für ihre jeweiligen Produkte und Dienstleistungen genau überprüfen und entsprechend planen.

Rechtliche Anforderungen

Unternehmen müssen sicherstellen, dass ihre digitalen Angebote den technischen Standards entsprechen, die im BFSG festgelegt sind. Zu den relevanten Standards gehören:

  • Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) 2.1/2.2
  • Barrierefreie Informationstechnik-Verordnung (BITV) 2.0
  • Europäische Norm EN 301 549

Diese Standards definieren spezifische Kriterien, die erfüllt werden müssen, um digitale Barrierefreiheit zu gewährleisten. Dazu zählen wahrnehmbare Inhalte, bedienbare Benutzeroberflächen, verständliche Informationen und robuste Technologien, die mit verschiedenen Hilfsmitteln kompatibel sind.

Unternehmen sind verpflichtet, regelmäßige Audits und Tests durchzuführen, um sicherzustellen, dass ihre digitalen Angebote diesen Standards entsprechen. Dazu gehört auch die Bereitstellung einer Erklärung zur Barrierefreiheit auf ihren Websites, in der sie den aktuellen Stand der Barrierefreiheit darlegen und Kontaktmöglichkeiten für Rückmeldungen anbieten. Diese Transparenz hilft nicht nur den Nutzern, sondern auch den Unternehmen, kontinuierlich Verbesserungen vorzunehmen und die gesetzlichen Anforderungen zu erfüllen. Die Einhaltung dieser Standards verbessert nicht nur die Barrierefreiheit, sondern stärkt auch das Vertrauen und die Zufriedenheit der Kunden.

Ausnahmen und Sonderregelungen

Das BFSG sieht auch Ausnahmen und Sonderregelungen vor, um sicherzustellen, dass kleinere Unternehmen nicht unverhältnismäßig belastet werden. Kleinstunternehmen, die weniger als 10 Mitarbeiter beschäftigen oder einen Jahresumsatz von weniger als 2 Millionen Euro haben, sind teilweise von den Anforderungen des Gesetzes ausgenommen. Diese Ausnahme soll sicherstellen, dass kleine Unternehmen die finanziellen und technischen Herausforderungen der Barrierefreiheit bewältigen können, ohne ihre wirtschaftliche Stabilität zu gefährden.

Darüber hinaus gibt es Regelungen für Fälle, in denen die Umsetzung der Barrierefreiheit eine unverhältnismäßige Belastung darstellen würde. Unternehmen können unter bestimmten Bedingungen eine Ausnahme beantragen, müssen jedoch nachweisen, dass die Kosten der Umsetzung im Verhältnis zu den verfügbaren Ressourcen unverhältnismäßig hoch wären. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass diese Ausnahmen nur unter strengen Bedingungen gewährt werden und Unternehmen dennoch verpflichtet sind, alternative Lösungen zu finden, um die Zugänglichkeit ihrer Angebote zu verbessern. Diese Flexibilität soll sicherstellen, dass das Ziel der Barrierefreiheit nicht untergraben wird, während gleichzeitig die wirtschaftlichen Realitäten kleinerer Unternehmen berücksichtigt werden.

Konsequenzen bei Nichteinhaltung

Unternehmen, die die Anforderungen des BFSG nicht erfüllen, müssen mit erheblichen Konsequenzen rechnen. Zu den möglichen Sanktionen gehören Bußgelder von bis zu 100.000 Euro. Darüber hinaus können Marktüberwachungsbehörden Vertriebsverbote für nicht konforme Produkte und Dienstleistungen verhängen. Diese Maßnahmen sollen sicherstellen, dass die gesetzlichen Anforderungen ernst genommen werden und die digitale Barrierefreiheit tatsächlich umgesetzt wird. Unternehmen sollten daher frühzeitig Maßnahmen ergreifen, um die Barrierefreiheit ihrer Angebote sicherzustellen und regelmäßige Audits durchführen, um die Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben zu überprüfen.

Neben den rechtlichen Konsequenzen können Verstöße gegen die Barrierefreiheitsanforderungen auch zu einem Verlust des Vertrauens der Kunden führen und das Image des Unternehmens schädigen. Die Umsetzung der Barrierefreiheit sollte daher nicht nur als gesetzliche Verpflichtung, sondern auch als Chance zur Verbesserung der Kundenzufriedenheit und zur Stärkung der Markenreputation gesehen werden. Unternehmen, die frühzeitig auf Barrierefreiheit setzen, können zudem Wettbewerbsvorteile erzielen und eine breitere Zielgruppe erreichen. Es lohnt sich also, in die Barrierefreiheit zu investieren, um langfristig erfolgreich zu sein.

Schritte zur Umsetzung der Barrierefreiheit

Um die Anforderungen des BFSG zu erfüllen, sollten Unternehmen eine Reihe von Maßnahmen ergreifen. Der erste Schritt ist die umfassende Analyse der aktuellen digitalen Angebote, um festzustellen, in welchen Bereichen Verbesserungen notwendig sind. Hierbei sind Selbsttests und externe Audits hilfreich, um die Barrierefreiheit zu bewerten. Es ist wichtig, alle Aspekte der Barrierefreiheit zu berücksichtigen, einschließlich der Benutzerfreundlichkeit, der Zugänglichkeit von Inhalten und der Kompatibilität mit Hilfsmitteln.

Basierend auf den Ergebnissen der Analyse sollten konkrete Maßnahmenpläne entwickelt und umgesetzt werden. Wichtige Maßnahmen umfassen:

  • Anpassung der HTML-Struktur zur Unterstützung von Screenreadern
  • Bereitstellung von Alternativtexten für Bilder
  • Sicherstellung ausreichender Kontraste für Text und Hintergrund
  • Implementierung von Tastaturnavigation für eine bessere Bedienbarkeit

Regelmäßige Überprüfungen und Aktualisierungen der Website sind notwendig, um sicherzustellen, dass die Barrierefreiheit kontinuierlich gewährleistet bleibt. Durch Feedback von Nutzern und kontinuierliche Verbesserungen können Unternehmen die Benutzererfahrung optimieren und gleichzeitig den gesetzlichen Anforderungen entsprechen.

Praktische Beispiele für die Umsetzung der Barrierefreiheit können ebenfalls hilfreich sein. So kann eine E-Commerce-Website größere Schaltflächen und klare, einfache Strukturen einführen, während Videos mit Untertiteln und Transkriptionen versehen werden sollten. Solche Maßnahmen tragen nicht nur zur Erfüllung der gesetzlichen Vorgaben bei, sondern verbessern auch die allgemeine Benutzerfreundlichkeit und Zugänglichkeit.

Vorteile der Barrierefreiheit

Die Umsetzung der Barrierefreiheit bietet zahlreiche Vorteile für Unternehmen. Einer der größten Vorteile ist die verbesserte Benutzerfreundlichkeit. Wenn digitale Angebote so gestaltet sind, dass sie für alle Menschen zugänglich sind, profitieren alle Nutzer davon. Eine barrierefreie Website ist in der Regel übersichtlicher, einfacher zu navigieren und bietet eine bessere Nutzererfahrung. Dies führt zu zufriedeneren Kunden und kann die Kundenbindung stärken. Eine positive Nutzererfahrung ist entscheidend, um im Wettbewerb bestehen zu können und eine breite Zielgruppe anzusprechen.

Ein weiterer wichtiger Vorteil der Barrierefreiheit sind die positiven Auswirkungen auf die Suchmaschinenoptimierung (SEO). Suchmaschinen wie Google bewerten barrierefreie Websites oft höher, da sie benutzerfreundlicher und zugänglicher sind. Dies kann zu einer besseren Sichtbarkeit in den Suchergebnissen führen und mehr organischen Traffic auf die Website bringen. Zudem kann eine barrierefreie Website die Konversionsraten erhöhen, da sie für alle Nutzer einfacher zu bedienen ist. Durch die Verbesserung der Barrierefreiheit können Unternehmen also nicht nur gesetzliche Anforderungen erfüllen, sondern auch ihre Reichweite und ihren Geschäftserfolg steigern.

Zusätzlich zu den technischen und wirtschaftlichen Vorteilen trägt Barrierefreiheit auch zur gesellschaftlichen Verantwortung eines Unternehmens bei. Unternehmen, die sich für Barrierefreiheit einsetzen, zeigen ihr Engagement für Inklusion und Gleichberechtigung. Dies kann das Markenimage verbessern und das Vertrauen der Kunden stärken.

Fazit und Handlungsempfehlungen

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) 2025 einen wichtigen Schritt zur Verbesserung der digitalen Teilhabe darstellt. Es verpflichtet Unternehmen, ihre Produkte und Dienstleistungen barrierefrei zu gestalten, um die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen, Älteren und digital Unerfahrenen zu ermöglichen. Unternehmen müssen sicherstellen, dass sie den technischen Standards entsprechen und ihre digitalen Angebote kontinuierlich überprüfen und anpassen. Die Einhaltung des BFSG bietet nicht nur rechtliche Sicherheit, sondern auch zahlreiche Vorteile, wie eine verbesserte Benutzerfreundlichkeit und positive Auswirkungen auf das SEO-Ranking.

Unsere Empfehlungen für Unternehmen sind klar:

  • Frühzeitig mit der Analyse der digitalen Angebote beginnen und Bereiche identifizieren, die verbessert werden müssen.
  • Maßnahmen zur Barrierefreiheit umsetzen, regelmäßige Selbsttests und Audits durchführen.
  • Kontinuierlich Feedback von Nutzern einholen und Anpassungen vornehmen.
  • In Schulungen und Sensibilisierungsmaßnahmen für Mitarbeiter investieren, um das Thema Barrierefreiheit fest in der Unternehmenskultur zu verankern.

Durch diese proaktiven Schritte könnt ihr nicht nur den gesetzlichen Anforderungen gerecht werden, sondern auch die Nutzererfahrung verbessern und euer Unternehmen zukunftssicher aufstellen.

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